Worin die demokratische Misere ihren Grund findet

Die demokratische Misere findet darin ihren Grund, daß hier kaum jemand weiß, was Demokratie bedeutet und was die benötigt, damit die dauerhaft funktioniert. Das hängt u.a. damit zusammen, daß jene, deren Aufgabe es wäre, die Masse der Menschen aufzuklären, auch jene, die (__verschieden gefächerte__) „Gemeinschaftskunde“ in Bildungsstätten vermitteln, das nicht tun. Das hat wiederum damit zu tun, daß die selbst keine klaren Vorstellungen von Demokratie haben. Woraus sich die nächste Frage ergibt: Wieso ist das so?

Vor ein paar Tagen habe ich erfahren, daß eine der Mülheimer OB-Kandidaten den Namen Willy Brandt erwähnt haben soll, so war es jedenfalls zu lesen. Warum mag die diesen Namen genannt haben? Anzunehmen ist, daß sie das deshalb tat, da viele mit Willy Brandt den Satz: „Mehr Demokratie wagen“ verbinden. Tatsächlich ist das aber ein absurder Satz. Denn genausowenig wie es sein kann, daß eine Frau teilschwanger ist, kann es Demokratie nicht teilweise, sondern ausschließlich ganz geben. Alles andere ist Augenwischerei, die dann erleichtert möglich ist, werden die Menschen nicht darüber aufgeklärt, was, wie gesagt, Demokratie bedeutet und was die benötigt.

Sollte also jetzt eine Person präsentiert werden, die behauptete, daß sie „mehr Demokratie wagen“ wollte, vorausgesetzt man würde diese Person nur wählen, müßte die umgehend gefragt werden, ob sie sich oder andere nicht ernst nähme. Denn, wie gerade festgestellt: entweder existiert Demokratie oder sie existiert nicht. Behauptet also jemand, „mehr Demokratie wagen“ zu wollen, ist derjenige entweder politisch unreif oder will anderen eine Geschichte vom Pferd erzählen.

Daraus ergibt sich, daß die zu beantwortenden gesellschaftspolitischen Fragen lauten: Was für eine Gesellschaftsordnung haben wir wirklich? Und: Wie ist der damit verbundene gesellschaftspolitische Ist_Zustand konstruktiv zu ändern, damit sich erst eine demokratische Perspektive eröffnen kann?

Diese Fragen lassen sich übrigens nicht dadurch beantworten, daß man sagt: indem das Wahlalter auf 16 Jahre herabgesetzt wird. Denn das änderte ja nichts am grundsätzlich undemokratischen Ist_Zustand dieser Gesellschaft.

Womit ist dieser gesellschaftspolitische Ist_Zustand verbunden? Er ist u.a. damit verbunden, daß es nicht nur alle möglichen politischen Seilschaften gibt, sondern auch die entsprechenden Querverbindungen.

Geradezu exemplarisch wurde das in Mülheim an der Ruhr deutlich, wo eine interfraktionelle Mauer aus SPDCDUGRÜNEFDPBAMH errichtet wurde, um einen Bürgerentscheid zu kippen, wodurch die Teil dieser Maurer seienden Ratsmitglieder sich selbst ad absurdum geführt haben, denn ein Bürgerentscheid entspricht einem Ratsbeschluß. Was das bedeutet, haben diese Demokraten aber noch nicht begriffen. Denn ad absurdum“ bedeutet „untauglich“, also, in diesem Zusammenhang: politisch untauglich“.

Das ruft geschlechtsunspezifische politische Karrieristen in Masse auf den Plan, die dazu durch die entsprechenden Parteitüren gehen, um zu der für sie bereitstehenden Karriereleiter zu gelangen, wobei jede ihrer Sprossen mit Anweisungen versehen ist, damit die Karrieristen wissen, was sie zu tun haben, wollen sie die erste Sprosse erklimmen (__usw.__). Die Konsequenz daraus ist eine Inkompetenz-Gesellschaft, da gesellschaftspolitisch relevante Positionen nicht nach Kompetenzkriterien, sondern nach solchen der Willfährigkeit besetzt werden. Daraus entsteht letztlich etwas, das man als Lobbykratie bezeichnen kann.

Die Menschen werden nicht um die Erkenntnis herum kommen, daß einzig Direkte Demokratie sicherstellt, daß weder politische Seilschaften noch politische Karrieristen die Geschicke eines Staates — und damit _Ihre_ Geschicke und die _Ihrer_ Kinder — bestimmen.[__*__]



Siehe auch, da damit im Zusammenhang stehend:

→ … typisch für einen Parteienstaat ist …

→ Mülheimer Oberbürgermeister-Kandidaten-Kür

→ Befinden wir uns in einer Krise der Emanzipation?

→ Die realsatirische Qualität des politischen Establishments Mülheims … 

→ Die interfraktionelle Mehrheit im Rat der Stadt Mülheim behauptet …

→ Es ist die „Funktionselite“, die meint, daß die Menschen demokratieverdrossen seien

« Der Brexit als Ausdruck ›momenthafter‹ Demokratie »



© Joachim Endemann (__EndemannVerlag__)


Was Direkte Demokratie bedeutet und was die benötigt, findet sich in: Sie fragen noch, wie die «Verhältnisse » liegen? erläutert. Siehe dort insbesondere Aspekt 2: „Was eine Passage in Chestertons: ‘The Man who was Thursday: A Nightmare’ offenbart“ und Aspekt 32: „Die erste Demonstration der unbewußten Real-Satiriker ereignete sich am 19. Mai 2019“, dort die Seiten 337 ff., beginnend mit: „folgendes ist keine politische Geschmacksfrage“, sowie die Seite 669, beginnend mit: „Also sei zum Abschluß nicht allein die Frage wiederholt: Was spricht noch gegen Direkte Demokratie, spricht nichts für die simulierte Demokratie des lobbykratischen Systems …[…]?“.

Was zum Verfolgen eines „Lösungsweges“ zu wissen ist, findet sich in: Die tri_logische Sezierung des lobbykratischen Zeitalters, Band I, Teilband 4, erläutert.

Bezogen auf die konkrete Situation in der EU, findet sich einer der möglichen Lösungsweg weiter in: Le rayon des Lumières — Quelques remarques sur « l’Empire de la paix » orwellien, nommé l’UE ausgearbeitet.


Wieso dieser Text auf Französisch geschrieben ist? Gegenfrage: Wieso interessieren Sie sich nicht dafür, was mit Ihrer Gesellschaft geschieht? Oder anders gefragt: Wieso ist es Ihnen egal, daß die Menschen hier (__wie in der ganzen EU__) kollektiv zu unbewußten Realsatirikern gemacht werden?