Ihnen genügen die gebrachten Beispiele für die Feststellung nicht, daß Herr Nietzsche bei bürgerlichen Intellektuellen bleibend beliebt ist?

Nun, zwar spricht das Bände,
aber bitte,
wenn Sie’s wollen …

Nachfolgend ein Zitat aus einem Text des Herrn Nietzsche, den dieser „vornehme“ Herr der „1. Herrin des Staates Bayreuth“ gewidmet hat[_1_]

die einst die crème de la crème insbesondere der europäischen
politischen Reaktion folgenreich um sich zu scharen wußte —,

das exemplarisch verdeutlicht, wieso Herr Nietzsche bei bürgerlichen Intellektuellen bleibend beliebt ist. Denn liest man etwas von dem, das „Alpha-Intellektuelle“ des lobbykratischen Systems auf eine Weise (_v_)erbrechen, daß es

da es systemisch bedeutungsvoll ist —

ins Hirn möglichst vieler Menschen dringt, schimmert durch dieses hirnlich Erbrochene hin_durch, daß diesen „Alpha-Intellektuellen“ insbesondere das zwischen den so gern zitierten Aphorismen des „vornehmen“ Herrn Nietzsche in langen Passagen Niedergeschriebene als „Stein_Bruch“ für ihr Philosophieren dient.

Für diese sei stellvertretend Herr Sloterdijk genannt — zumal auf diesen noch zurückzukommen ist: Oder ist es etwa nicht _dieser_ Herr, der primär mit philosophisch verpackter komprimierter Luft brillieren kann und vermutlich deshalb stets darauf bedacht sein muß, daß seine Brille auf einer eigens dafür (_!_ökonomisch_!_) knapp bemessenen Stelle seines Nasenrückens (_offenbar nicht so ohne weiteres_) plaziert bleibt (_da — wenn auch willkürliche — Mundöffnungen solch eitles Müssen fordern_),

_w e i l _

 _so_

erst

Türöffnungen

für neo_wilhelministische Gedanken_Güter

— zu deren erleichtertem Transportieren —

dem staunenden Publikum be_quem zu plausibilisieren sind,
erfolgen die doch mit gewohnt

(_und des_halb allgemein anerkannter_)

„denk’rischer Mimik“?

Wobei das „Kreative“ daran offenbar primär im Updaten von Begriffen besteht, damit das sich aus diesem und anderen „philosophischen Stein_Brüchen“ Bedienen genauem Hin_Blicken vorbehalten bleibt

… da das ein seltenes Ver_Sehen ist.

Wie aber könnte solches stein_brüchiges Philosophieren dann mehr als die „theoretische Unterlegung“ fürs real_satirische Tun in Politik, Kultur- und Bildungsbetrieb des lobbykratischen Zeitalters ab_geben können? Denn: wie sollte derartige „Unterlegung“ _heute_ auch keine real_satirische sein, wenn solche aus dem nietzscheesken Aphorismus-Topf stammende „theoretische Unterlegung“ doch als solche schon zu jener Zeit, als sich die bürgerliche Gesellschaft faschisierte

dies im übrigen eine Zeit, die heute von manchen gern, wohl zu ihrer ihnen selbst un_bewußt bleibenden alltäglichen Verschleierung, als „damals“ bezeichnet wird: wobei bei seinem Nennen der

Ton_F a l l

„dieses“ Da_mals sprechend färbt —,

dem da_mals „zeitgemäß“ upgedateten Tun in Politik, Kultur und Bildungsbetrieb

da anders nicht das Herrschaftliche
fortzuführen gewesen wäre

diente?

Oder

ist es etwa nicht offensichtlich, daß

bleiben die Verhältnisse so, wie sie sind

es letztlich immer nur um _eine_ Frage gehen kann:

_welches_ Update ist zur Fortführung
des Herrschaftlichen adäquat?


(_Woran übrigens auch deutlich wird, daß — ganz im Gegensatz zur Satire — Realsatire tödlichen Charakter hat, wobei ihr Tödliches sich nur in seltenen Fällen gegen die theoretisierenden und praktizierenden Realsatiriker selbst richtet — was unter den gegebenen Verhältnissen allerdings als normal gelten muß.[_2_]_)


F o l g l i c h:

Wie sollte es dann nicht berechtigt sein,
den Kleinbuchstaben „v“ dem Verb „erbrechen“
un_eingeklammert voranzustellen?

[…] Jeder Augenblick frißt den vorhergehenden, jede Geburt ist der Tod unzähliger Wesen[_:_] Zeugen, Leben und Morden [_sind_] eins. Deshalb dürfen wir auch die herrliche Kultur mit einem bluttriefenden Sieger vergleichen, der bei seinem Triumphzuge die an seinen Wagen gefesselten Besiegten als Sklaven mitschleppt: als welchen eine wohltätige Macht die Augen verblendet hat, so daß sie, von den Rädern des Wagens fast zermalmt, doch noch rufen [_:_] „Würde der Arbeit!“[_:_] „Würde des Menschen!“ Die üppige Kleopatra[_-_]Kultur wirft immer wieder die unschätzbarsten Perlen in ihren goldenen Becher: diese Perlen sind die Tränen des Mitleidens mit dem Sklaven und mit dem Sklavenelende.

Aus der Verzärtelung des neueren Menschen sind die ungeheuren sozialen Notstände der Gegenwart geboren […]; und wenn es wahr sein sollte, daß die Griechen an ihrem Sklaventum zu Grunde gegangen sind, so ist das andere viel gewisser, daß wir an dem Mangel des Sklaventums zu Grunde gehen werden: als welches weder dem ursprünglichen Christentum, noch dem Germanentum irgendwie anstößig, geschweige denn verwerflich zu sein dünkte. Wie erhebend wirkt auf uns die Betrachtung des mittelalterlichen Hörigen, mit dem innerlich kräftigen und zarten Rechts- und Sittenverhältnisse zu dem höher Geordneten, mit der tiefsinnigen Umfriedung seines engen Daseins — wie erhebend — und wie vorwurfsvoll! […]

Quelle des Zitats:

Friedrich Nietzsche, „`Der griechische Staat´ — Vorrede“, 1872. (_Hervorhebung von mir._) Siehe dazu: eKGWB/CV-CV3 — „Fünf Vorreden zu fünf ungeschriebenen Büchern“, Abschnitt 3: „Der griechische Staat“.

Es wird vermutet, daß Herr Nietzsche diese „Vorreden“ um den 24. Dezember 1872 herum fertiggestellt hat.

Alle diese „Vorreden“ sind übrigens Cosima Wagner gewidmet, der Person also, die die „1. Herrin eines Staates im Staate war“, der inoffiziell „Staat Bayreuth“ hieß, und als Vorbild für einen Staat zu verstehen ist, der von den „Vornehmen“ regiert wird, für welche die Masse der Menschen den Charakter von Sklaven zu haben haben. Dies eine Vorstellung von Staat, die ihren heutigen ideologischen Ausdruck in Gebilden à la EU findet und deshalb auch als „lobbykratische Staatlichkeiten“ bezeichnet werden können, zu deren neo_imperialistischen Expansionsinstrumenten „Freihandelsabkommen“ à la TTIP gehören

… also,

neben dem klassischen Instrument, dem Militärkriegerischen, auf dessen vermehrter Verwendung die Bevölkerungen der lobbykratischen Staaten vorzubereiten sind, was eine der „vornehmen“ Aufgaben bürgerlicher Intellektueller war und bleibend ist: damit es nicht „noch schlimmer“ kommt … erzählen diese den Menschen mit sorgenvoll verzogener Miene: ob sie deshalb so ungern Maske tragen? … obwohl: «eine Maske benötigt keine Maske».

In diesem oben zitierten Text spricht Herr Nietzsche nicht davon, daß zum Leben das Zeugen, das daraus resultierende Leben (_im Zusammenhang mit dem gesellschaftlichen Gefüge, in das man hineingeboren wird_) und der Tod, un_bedingt derartig miteinander verschränkt sind, daß sie als Aspekte einer Einheit zu verstehen sind, hingegen vom „Morden“. Damit betrachtet er alles natürliche Geschehen aus doppelt beschränkter Sicht. Nämlich aus anthropozentrischer Sicht, die zudem eine reduzierte ist, da es aus einer Perspektive betrachtet ist, welche jene aus machtelitärem Treiben sich ergebende ist … das bedeutet: die für die Historischen typische Perspektive ist. Und zwar wurde diese Sicht zur Zeit dieses Herrn die typische, da in ihr der Sozialdarwinismus

(_der eigentlich fälschlich so heißt, da es sich dabei um eine Erfindung von Anthropologen, Philosophen und Ökonomen handelt, d.h. von primär anthropozentrisch Blickenden_)

ausformuliert wurde, aber eben auch belegt, daß Herr Nietzsche seine Sätze im Sinne der machtelitären Kreise formulierte. Folglich meint er „herrlich“ im Sinne von „herrschend“, also im Sinne von etwas, das erst aus der zeitlichen Fernbetrachtung seine — vermeintlich offenbare — „Größe“ gewinnt: andernfalls wäre es nämlich nicht zu verstehen, wieso es immer wieder Aufstände und Revolutionen gegen die Auswirkungen solcher „Kultur“ gegeben hatte und gibt. Zumindest ist nicht zu leugnen, daß Aufstände und Revolutionen die Geschichte der Historischen offenbar parallel zu deren Kulturentwicklung durch_ziehen; was eben nicht der Fall gewesen — und — wäre, handelte es sich bei „herrschender Kultur“ tatsächlich um eine „vortreffliche“.

Herr Nietzsche gilt den bürgerlichen Intellektuellen auch als „überragender Stilist“, dabei ist er vor allem ein „aphorisierender Zyniker“ … und das nicht im „kynischen Sinne“, denn tatsächlich hat er nie seine ihm einst von seiner Mutter angepaßte Charakter-Zwangsjacke: „’Du bist ein großer Mensch‘, darfst aber nicht glauben, etwas ‚besseres‘ zu sein als die ‚anderen‘, da das ihre Augen kollektiv auf dich richten wird“[_3_], abzulegen vermocht, hingegen lediglich — wie es für Lebensschmächtige wohl typisch ist — _in_ seiner Charakter-Zwangsjacke „projizierend rebellierte“.


(_Zum «Ausmaß der Projektion», siehe in:
Die tri_logische Sezierung […], Band III, Teilband 1, die Seiten 358 f._)


Auch ist zu fragen, was Herr Nietzsche Objektivierbares vom „ursprünglichen Christentum“ wissen kann, das für ihn insbesondere im Johannesevangelium zum Ausdruck kommt, da es für ihn „seine schönste Frucht“ ist? Immerhin sind die Schriften des Neuen Testaments Propagandaschriften der Paulinischen Jesusbewegung … will sagen: die Schriften einer macht_stützenden Bewegung.[_4_] Und was Objektivierbares will dieser Herr vom „Germanentum“ wissen? … „Germanentum“? Könnte es je ein „Germanentum“ gegeben haben, hat es nie ein „Germanien“ gegeben? Und selbst wenn: wer könnte es wissen, können „wir“ nichts Eigentliches von den „Germanen“ wissen? Gab es überhaupt „Germanen“? Oder waren es doch „bloß“ Kelten, die „auf der anderen Seite“ des Rheins wohnten — sozusagen als „Vettern“ dieser? Was „wir“ über die Germanen wissen, d.h. eben nicht wissen, „wissen“ „wir“ vor allem von Tacitus, der aber eine machtpolitische Propagandaschrift aus römischer Perspektive geschrieben hat.

Warum wissen wir aber so wenig Tatsächliches, nicht nur über die „Germanen“, sondern überhaupt von der so viel_fältigen wie verschütteten Vergangenheit _unseres_ Geschlechtes? Nun, deshalb, da die Protagonisten — das bedeutet: die Satelliten der Machtelite — der „herrlichen Kultur“ — der Historischen — wie „bluttriefende Sieger“ alles kulturell Be_Siegte der_artig zer_störten — _oder_ zu_mindest der_artig ver_fälschten —, daß _ihre_ „Kultur“ den zeitlich Fernen als „herrliche“ erscheinen konnte und das offenbar weiterhin kann. …

Allerdings bedeutet „herrschende Kultur“ nicht, daß es sich dabei per se um die dem Menschengeschlecht — also _unserem_ Geschlecht — angemessene handeln _könnte_. Denn _das_ könnte sie allein dann, wäre sie eine unserem Wesen gemäße. Woran wäre das zu erkennen? Beispielsweise daran, daß sich Aufstände und Revolutionen von selbst erledigten. Also nicht — wie es nach Möglichkeit geschah und geschieht — unterdrückt werden mußten und müssen.



Was das fortwährende Bedürfnis nach Verdrängen des systemisch (_herrschaftlich_) geforderten Unterdrückenmüssens anbelangt, lohnt es sich vielleicht, eine für bürgerliche Intellektuelle ungewöhnliche Perspektive einzunehmen, damit deutlich wird, daß gesellschaftspolitische Unterdrückung weder ein vorzügliches Phänomen der „Vergangenheit“ noch eines von Regimen ist, in deren Herrschaftsbereich heute „Demokratie zu ‚exportieren’“ ist, wie bürgerliche Intellektuelle reflexhaft „wissen“:

«Le rayon des Lumières — Quelques remarques sur ›l’Empire de la paix‹ orwellien, nommé l’UE».

Sie können dazu aber auch folgende Schrift nutzen:

«Sie fragen noch, wie die ›Verhältnisse‹ liegen?».



Wie nahe die heutigen bürgerlichen Intellektuellen  „ihrem“ Nietzsche stehen, zeigt sich bspw. daran, daß man als „Entschuldigung“ für das gerade zitierte „philosophische Quatschen“ dieses Herrn von bürgerlichen Intellektuellen des lobbykratischen Zeitalters zu hören bekommt, daß das ja nur _eine_ Aussage des „jungen Nietzsches“ wäre. … Und? … Welchen Aphorismus nehmen? … Ach so, jenen, der ins „gerade zu veröffentlichende ‚Bild‘ paßt“. … Wird sich ein politischer Reaktionär davon abschrecken lassen, Aussagen wie jene gerade zitierte des „jungen Nietzsche“ aufzugreifen und sie als „Begründung“ für seine „Idio_Logie“[_5_] zu nehmen, die er dann zur allgemeingültigen Ideo_Logie aufzuwerten bestrebt ist — mit tatkräftiger Unterstützung der politischen Reaktion?

Wie gesagt,

das Zitierte, als 3. Abschnitt der Sammlung: „Fünf Vorreden zu fünf ungeschriebenen Büchern“, ist Cosima Wagner gewidmet, die, es sei wiederholt, einst die crème de la crème insbesondere der europäischen politischen Reaktion folgenreich um sich zu scharen wußte.

Das bedeutet:

Was wollen mir die bürgerlichen Intellektuellen, die ihre angelernte Eloquenz allein noch im Sinne eines „Da-bin-ich-eben-andrer-Meinung-Schwätzens“ verwenden, auftischen? …

Zudem, und damit diese Intellektuellen der Lächerlichkeit preisgebend:

Nietzsche ist 1844 geboren und 1900 gestorben, in_sofern sagte dieser Herr das aus dem Jahre 1872 stammende Zitierte, neben dem vielen anderen Widersprüchlichen, in der Mitte _seines_ Lebens. Zieht man die 10 Jahre noch ab, in denen er nichts mehr artikuliert niederschrieb

und damit seine bis heute fortwirkenden
Widersprüchlichkeiten nicht mehr bereicherte
,
abgesehen vom dem daran Herummanipulieren anderer —,

drückte er das Zitierte quasi in der „Reife“ _seines_ Lebens aus. … Das so kühl auszudrücken, ist bei Nietzsche berechtigt, da dieser Herr ja, u.a., auch als „vorlaufender Existentialist“ der Existentialisten des 20. Jahrhunderts gilt. Demnach kann allein seine eigene Lebenszeit Maß für das sein, was man an seinen Aussagen als „jung (_’unreif’_) gesagt“, oder als „alt (_’reif’_) gesagt“ bezeichnen will. …

Ein Mensch ist eine Ganzheit, dementsprechend auch sein Werk, mag es noch so fragmentarisch, widersprüchlich und geradezu von Projektionen wimmeln. Also ist dieser, wie sein Werk, — und so weit das möglich ist — als Ganzes zu verstehen.




Dieser Text ergänzt diesen

Identitätslose auf der Suche nach Identität

und diesen

Wie dumm die bürgerlichen Intellektuellen wohl aus der Wäsche gucken werden?

Text. Alle drei werden Sie in dem Buch verändert wiederentdecken, auf das bis auf weiteres mein schriftstellerisches Hauptaugenmerk gerichtet bleibt:

… ein paar Infos zu Band 15, der sich grade von selbst schreibt




© Joachim Endemann (_EndemannVerlag_)

_1 Es ist Dieter Just, der diese durchaus plausible Bezeichnung verwendet; siehe dazu: Dieter Just, Aufsatz 26: Das zweite Bewußtsein Nietzsches, die Seite 23; im Internet als PDF-Datei abrufbar.

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_2 Siehe dazu auch: Die tri_logische Sezierung des lobbykratischen Zeitalters, Band II: Zwischenrufe in satirisch-politischen Variationen oder Reale Betrachtungen dadaistisch-surrealer Phänomene in der Lobbykratie.

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_3 Siehe dazu Dieter Just, Aufsatz 26: Das zweite Bewußtsein Nietzsches, die Seite 40; im Internet als PDF-Datei abrufbar.

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_4 Siehe dazu auch: « Ist der Monotheismus von seiner Anlage her ein elementarer Faktor der Gewalt? ». In einem der Bände meines letzten Buchprojektes, an dessen erstem Band ich zur Zeit schreibe, ist darauf erweitert zurückzukommen.

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_5 Siehe dazu:

… «politische Idiologien interessieren mich nicht» …

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