Eine Maske benötigt keine Maske

Ich verwende folgendes Schreiben, um lokales Geschehen in Zusammenhang mit globalem Geschehen zu setzen:

An den Schul-, Sozial-, Kultur- und Sportdezernenten der Stadt Mülheim/Ruhr,

Herrn Marc Buchholz,

nachrichtlich an den Leiter des Krisenstabs, Herrn Stadtdirektor Dr. Steinfort und an die Lokalmedien …

Gepostet von:

Freunde der VHS Mülheim am Sonntag, 3. Mai 2020

Nun, eine Pandemie ist das eine, der Umgang damit das andere. Insbesondere dann, wenn man alles rechtzeitig abschätzen konnte. So aber kann sich das Chaotische nur fortsetzen, verdeckt von Gesundbeterei und dem anderen üblichen Gebaren.

Ausreichend nüchtern betrachtet: wie soll es für unabsehbare Zeit vorstellbar sein, daß Leute überhaupt noch sonderliches Interesse an Fort- und Weiterbildung in öffentlichen Bildungseinrichtungen haben können? Die meisten haben jetzt ganz andere Sorgen.



Der aktuelle GfK-Konsumklima-Index sagt schon alles. Aber auch der aktuelle ifo-Geschäftsklima-Index liegt in diesem Trend. Beides kann nicht überraschen.

Hinweis:

Die Graphiken im ifo-Index reichen nur bis 2016, sie müßten aber eigentlich bis 1999 zurückreichen und die Entwicklung in der EU einerseits und in der Eurozone andererseits abbilden, dann würde man nämlich erkennen, wie ungenügend die wirtschaftliche Entwicklung in der EU als Ganzes war. Zum besseren Verständnis gehörte dann allerdings eine kurze Texterklärung dazu, damit man versteht, wieso das so war und ist. — Nun gut, dann wäre es nicht mehr das ifo-Institut.

Das bedeutet, daß die jetzige wirtschaftliche Entwicklung zwar dramatisch, aber insofern normal ist, da sie abzusehen war. Und deshalb hätte eine solche Entwicklung schon längst aktive Politik verlangt. … Aktive Politik und dann auch noch richtig? In Deutschland höchstens als Zufallsprodukt zu erwarten!



Diese Sorgen der Menschen sind aber nicht vom Himmel gefallen, sondern sie sind durch Inkompetenz erzeugt worden, SARS-CoV-2 deckt das nur auf. Lernfähig zeigen sich die politisch Verantwortlichen aber nicht. Ganz im Gegenteil. Sie reden schon jetzt davon, wie die finanziellen Mehrausgaben, von denen sie sich genauso keinen Begriff machen:

das ist die Bazooka!

Diese „Bazooka“, man gefällt sich jetzt im Klopfen martialischer Sprüche, könne es aber nur deshalb geben, da man in den letzten Jahren so fleißig gespart habe, meinte der schäubleistische deutsche Finanzminister, der, so wie sein Vorgänger, als kompetent gilt, wozu dann alle nicken, was im einen wie im anderen Fall Bände spricht …

Wie gesagt, sie reden schon jetzt davon, wie die finanziellen Mehrausgaben, von denen sie sich genauso keinen Begriff machen, wieder einzusparen wären. — Dabei läßt sich die Frage, wie hoch denn bis auf weiteres der Finanzbedarf sei, leicht beantworten:

… weltweit.

Eines ist sicher: mit dieser politischen Einstellung wird man nicht zu einem akzeptablen Maß von Normalität kommen. Wobei sowieso erst noch zu klären wäre, was denn an dem, was bisher war, normal war. Man könnte aus der selbst erzeugten Misere zwar die richtigen Schlüsse ziehen

(_wie insbesondere aus einigen der Aspekte,
die in
diesem Buch behandelt werden, deutlich wird_),

was tatsächlich eine akzeptable Normalität zu schaffen erlaubte, aber selbst da ist von derjenigen Seite nicht einmal ansatzweise etwas zu hören, die hier die Richtung vorgibt.

Wenn die politische Ratlosigkeit vor dieser Pandemie schon längst wahrzunehmen war, so ist sie jetzt nur umso deutlicher erkennbar. Aber wir müssen ja nach vorne schauen. Genau! Deshalb fangen diese Figuren auch davon zu reden an, daß jetzt abzuwägen sei: Menschenleben gegen wirtschaftliche Interessen. Aber was, wenn so etwas überhaupt nicht abzuwägen wäre, hätte man das Abzuschätzende beizeiten ins Auge gefaßt? Natürlich, die Art der Politik, deren Ergebnisse jetzt als dickes Problem im Raum stehen, die hätte man dann nicht weiter betreiben können. … Nun ja, man muß eben Prioritäten setzen, nicht wahr?


Welche Prioritäten jetzt zu setzen wären,
findet sich hier gut erläutert.

Zum besseren Verständnis für den Zusammenhang,
bietet sich dieses Interview aus dem Jahre 2011 an.


Oder liegt etwa eine Naturkatastrophe vor, die den betrieblichen Kapitalstock zerstört hätte? Nein, es ist der „Shutdown“, und der in anderen Ländern, bspw. in Frankreich oder Italien, tatsächlich einer war, den man deshalb anordnen mußte, da nichts an Schutzmitteln zu Verfügung stand und immer noch unzureichend steht. Und zu früh hat man den jedenfalls nicht angeordnet, sondern, wie alles andere auch, zu spät. Glaubt hier jemand die Todeszahlen? Im übrigen spricht der Spruch: „Durchseuchung der Bevölkerung“ eine ganz besondere Sprache …

Am Rande:

daß die Heinrich-Thöne-Volkshochschule (_HTV_) mal eben so ohne weiteres wieder geöffnet werden könnte, halte ich für utopisch. Denn ich kann mir nicht vorstellen, daß die hygienischen Bedingungen dort jetzt noch ausreichend sein könnten. Die hygienischen Zustände an den allgemeinbildenden Schulen können jedenfalls kein Maßstab sein.

Womit so nebenbei zwei konkrete
Beispiele der Versäumnis-Misere genannt wären.

Fazit?

Tritt Inkompetenz massiert auf, kann das ganze Bevölkerungen zu Realsatirikern machen. Oder anders gesagt: es gibt eine Zeit des Redens und es gibt eine Zeit des Handelns. Macht man aus der einen eine des Quatschens und aus der anderen eine des Aktionistischen, kommt man ohne Maske nicht mehr aus. Vorteil in Zeiten von SARS-CoV-2? Eine Maske benötigt keine Maske.

© Joachim Endemann (_EndemannVerlag_)