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… warum mir nicht nur Arthur Schopenhauer fragwürdig geworden ist

Wenn von „Upânishad“ die Rede ist, handelt es sich philosophiesystemisch um die „Vedânta“, wobei damit ursprünglich allein jene Schriften gemeint waren, die als „frühe upânishadische Schriften“ gelten …: genannt werden dann oft schon allein deshalb die Chândogya Upânishad und die Bṛhadâraṇyaka Upânishad, da sich europäische Philosophen insbesondere mit diesen beiden beschäftigt haben sollen, so bspw. Arthur Schopenhauer.

Ob europäische Philosophen das überhaupt konnten, interessiert offenbar niemanden, da sie ja „Indogermanen“ sind, die bekannterweise zu den „Kulturbringern“ gehören. Oder handelt es sich bei diesen Intellektuellen doch bloß um jene, die den Schleier vor die auf Raub und Indoktrination ausseienden „westlichen Kolonisationsbestrebungen“ halten? Diese Frage ist deshalb berechtigt, da das von diesen üblicherweise praktiziert wurde _und_ wird.
Von einer Übersetzung eines Sanskrit-Textes ins Persische ausgehend, von der er nicht wissen konnte, ob diese gut oder schlecht war, da er das Sanskrit nicht beherrschte, fragte sich Arthur Schopenhauer (_1788-1860_) nicht, ob es nicht fragwürdig sei, einen davon ins Lateinische übersetzten Text als Grundlage für seine Reflexionen über ein Wissen zu nehmen, das ursprünglich aus der Perspektive der egalitären Vedischen Gesellschaft durch Reflexion und Überlegung „gefunden“ und gesammelt worden war und das dann — nun aus der Perspektive einer hierarchischen Gesellschaft — von hinduistischen Philosophen reflektiert und interpretiert wurde und _dann_ erst die Grundlage für die in der Vedânta zusammengefaßten Schriften bildete. Ganz im Gegenteil, denn es „beflügelte“ seine „upânishadischen Studien“, einen ins Lateinische übersetzten Text, der ein ins Persische übersetzter Sanskrit-Text war, von dem der Übersetzer ins Lateinische nicht wissen konnte, ob seine persische Übersetzung, die seine einzige Übersetzungsgrundlage war, gut oder schlecht war, zu lesen. Vielleicht fand Schopenhauer seine „Methode“, sich philosophisch mit einem ihm an sich unbekannten Thema zu beschäftigen, deshalb nicht fragwürdig, oder kam ihm erst gar nicht in den Sinn, da diese „Methode“ allgemein üblich war? Was wäre aber zu schließen, wenn man zu dem Schluß käme, daß eine solche „Methode“, als nicht geeignet bezeichnet werden müßte, wissenschaftlich bzw. philosophisch zu arbeiten, wenn diese „Methode“ in Europa weitgeübt, also — wenn auch nur inoffiziell, denn davon ließ man nichts verlauten — anerkannt, gewesen wäre?[_*_]

© Joachim Endemann


_* Siehe in …: «Ist der Monotheismus von seiner Anlage her ein elementarer Faktor der Gewalt?», die Seiten 436+f.

Zweiter Teil von: Wie wär’s mit einer Exkursion durch erst zu bahnende Gedankengänge?

Zweiter Teil von: „Wie wär’s mit einer Exkursion durch erst zu bahnende Gedankengänge?“, wobei es sich um eine Passage aus meinem gerade zu schreibenden Buch handelt, die sich direkt an jene anschließt, die Gegenstand des ersten Teils dieser „Exkursion“ ist.


[_Das Video muß bei Gelegenheit neu aufgezeichnet werden._]

Den ersten Teil davon können Sie hier einsehen.



© Joachim Endemann