Neues aus Täuschland _ Teil 6: Die Zeiten in Täuschland sind nicht einfach, oder vielleicht werden sie ja auch noch viel schwieriger

Die Zeiten in Täuschland sind nicht einfach, oder vielleicht werden sie ja auch noch viel schwieriger. Der Vor-Gauckler ist nun endlich nicht mehr der Hofstaat-Gaukler. An seiner Stelle sitzt nun der Walter von dem Meierschen Stein.

(Wenn Ihr Euch nun fragt: trägt der seinen Namen nicht sehr passend? Ist da etwas daran — kommt doch der Name Walter aus dem Althochdeutschen von waltan, also walten, herrschen, und herrschen von heri, also einen Krieger oder gar ein ganzes Heer bezeichnend. Folglich ist ein Walter ein Herrscher des Heeres. und ein Meier? Nun ja, ein Meier, von lat. maior oder maius „größer, stärker, bedeutender“, war ursprünglich ein Verwalter, nämlich der Meier des Hauses.)

Dieser verwaltende Herrscher oder Walter von dem Meierschen Stein oder gekürzt: Steinmeier, ist nun der neue Hofstaat-Vorgaukler, obwohl die Königin gar nicht so richtig weiß, ob sie sich darüber freuen soll, denn eigentlich wollte sie auch einmal an ihrer Seite eine Vorgaukler_In haben, mit der gemeinsam zu gaukeln. Aber immerhin kann sie bei diesem Gaukler sicher sein, dass er ihr helfen wird, die Gesetze so zu ändern, wie sie es will, wenn … sie nach dem Großen Mach-Dein Kreuzchen-Tag noch Königin ist, obwohl das Täuschländer Schreiberlinge-Netzwerk gewohnt wachsam beim Euch etwas Erzählen ist.

Dieser neue Hofstaat-Gaukler hat seine erste Gaukler-Rede gehalten und wie Ihr es nicht anders kennt, muss auch seine Rede erst übersetzen werden, will man verstehen, was er wirklich sagen wollte.


Es folgt ein kleiner Teil der ersten Gaukler-Rede des neuen Hofstaat-Gauklers:

„Liebe Täuschländer!

Ihr braucht wirklich Mut! Mut, Euch gegen all das zu wehren, was Euch hier vorgegaukelt wird. Ich weiß, dass Ihr nicht nur Mut braucht, sondern auch sehr, sehr viel Zeit, wenn Ihr herausfinden wollt, was hier um Euch herum so wirklich alles passiert.

Wir, also die Königin und ihre Freunde und der Vorgauckler und die Dienste der Geheimen Freude, wir haben ein so richtig gutes Netzwerk mit den Schreiberlingen hier in Täuschland, dass die Euch gar nicht das berichten, was wirklich geschieht, sondern nur das, was wir Euch erzählen oder sogar weismachen wollen. Denn jenes mit der Lüge und der Wahrheit ist ganz einfach: Was wir Euch sagen, ist die Wahrheit — alles andere ist Lüge!

Liebe Täuschländer, ich kann Euch nur eins sagen: Ihr solltet erst gar nicht wissen wollen, was da wirklich los ist im Morgenland, welchen bösen Buben wir da wirklich zur Seite stehen und wer da wirklich unsere Pistolen bekommt. Denn, wenn ich Euch ehrlich sagte, warum wir uns da wirklich stark machen, dann würdet Ihr umfallen. Daher erzählen wir Euch lieber immer wieder, dass es um Menschenrechte, Menschenwürde und, ja, sogar um Freiheit geht. Also im Vertrauen: Niemand hier will Macht oder Edelsteine und Juwelen haben …

_Ich_ weiß das alles ganz genau, denn, ja, in den letzten Jahren habe _ich_ das alles für Euch Täuschländer ausgehandelt. Und wenn ich Euch erzählte, was da in dem Kiew-Land so alles vor sich geht und wer das ganze Chaos da wirklich begonnen hat und dass es auch da nicht um Freiheit geht, sondern um …

Ich könnte Euch auch etwas sagen zu diesem Land mit den vielen Afghanen, da ist nämlich alles gut. Die Menschen dort leben in Ruhe und Frieden und Wohlstand, daher schicken wir jene, die von dort trotzdem geflüchtet sind, auch alle dahin zurück. Daß ich, läßt es sich nicht vermeiden in dieses sichere Afghanen-Land zu reisen, mir meinen schußsicheren Unterrockpanzer anziehe, hängt ausschliesslich damit zusammen, daß ich auf diese Weise so etwas wie Haltung demonstrieren kann — was genauso für die anderen von unserem Täuschländer-Hofstaat gilt. Denn wie sollte dieses Afghanen-Land auch nicht sicher sein, obwohl sich doch unsere Soldaten dort tief eingegraben haben und, aus dem Grunde stets den Überblick zu behalten, sich von der Stätte ihrer Einmauerung ausschliesslich durch die Lüfte eilend fortbewegen, denn auf den Wegen erkennt man nur schlecht, was an der nächsten Ecke auf einen warten könnte.

Oder ich könnte Euch so mache Einzelheit zu diesem Migrationsmanagement erzählen, zu diesen ganz besonderen Lagern, die wir überall hinter und neben dem Morgenland bauen, so in Äthiopien, wo der Terror praktischerweise direkt von der Regierung ausgeht, dem so an Staub reichen Niger, damit die Menschen aus dem Morgenland und den anderen Ländern nicht mehr hierherkommen und wenn doch, dann wenigstens sortiert — wie Eure Königin es Euch ja versprochen hat: „Wir wollen die Flüchtlings-Ursachen bekämpfen!“

Ich kann Euch aber sagen, dass ich es wirklich nicht schön finde, dass dieses Amt für Auswärtiges gesagt hat, diese Lager, also sich dabei wenigstens auf jene in Libyen beschränkend, denn auch die wissen, daß Ihr nicht die ganze Wahrheit weder wissen noch vertragen wollt, wären wie Konzentrationslager. Nein, solche Sätze sind nicht schön. Ich mag schöne Sätze. Deshalb rede ich auch immer viel von Freiheit und von Demokratie, denn es wäre so un_schön, immer die Wahrheit zu sagen, also Lobbykratie, da doch alle gleich sind hier in Täuschland, aber die Königin und ihre Freunde entschieden gleicher.

Daher mache ich mich ja auch so stark für diese TTIP- und CETA-Dekrete … weil sie sehr gut für unsere Freunde in den großen Manufakturen sind, denn denen muß es gutgehen. Glaubt mir!

Zu guter Letzt ein paar Worte zu unserem geeinten Europa. Stört euch nicht daran, dass unsere Nachbarn uns von Tag zu Tag weniger leiden können, weil meine Freunde im Hofstaat ihnen von morgens bis abends erzählen, was sie tun und was sie lassen sollen, insbesondere der alte verbitterte Schatzmeister. Denn der versteht überhaupt nicht, dass die Menschen in den Nachbarreichen, die so langsam wirklich kaum noch leben können, nur weil er immer wieder den Satz von seiner Mutter wiederholt: Wir müssen sparen! — dass nämlich die Menschen in den Nachbarreichen so ziemlich jenes haben, dass manche als die Nase voll haben heissen, und genau deshalb dort die Könige unruhig sind, denn so langsam fürchten die um ihre Macht.

Ihr lieben Täuschländer, ich weiß, dass die Franken und die Italiker und die Helenen uns so satt haben, dass sie bald gar nicht mehr mit uns zusammen in diesem großen Verein sein wollen: soll ich Euch das aber alles wirklich sagen und Euch damit nur unruhig machen?

Nun ja, unsere Bundeswehr übt jetzt schon mal im Inneren — denn sicher ist sicher.

© Kirsten Grunau (__EndemannVerlag__)