Da zwar nicht neu, aber weiterhin aktuell . . .

Vom 29. Mai 2015 an war nachfolgender Artikel für eine gewisse Zeit auf NetzKolumnist.com zu lesen. Da er an Aktualität nichts eingebüßt hat, wird dieser Artikel nun wieder voll einsehbar präsentiert, und wird in komplett überarbeiteter und erweiterter Form ein Kapitel meines dritten Buch-Projektes füllen, das im kommenden Jahr eröffnet wird:


alle wissen ja, daß der Islam vorschreibt,
daß Frauen Schleier tragen müssen


Richtig ist, daß schon in alter Zeit, weit vor der Geburtsstunde des Islams, der Schleier in Arabien getragen worden ist, i.d.R. aber als Kopfbedeckung von Frauen aus der Oberschicht. Und so gilt es auch als sicher, daß in der Folge dann von Musliminnen der Schleier getragen worden ist, um von Sklavinnen sich deutlich zu unterscheiden. Daß der Schleier so oft getragen wurde bzw. wird, kann aber auch noch einen weiteren Grund haben

(__neben den anderen,

die deutlich konstruiert sind oder sogar elitären Charakter zeigen, um auf diese Weise eigene “Besonderheit” zu dokumentieren

— ein Phänomen übrigens, das unter Menschen weit verbreitet ist__)

, der allerdings im Abergläubischen seinen Ursprung hätte:

Schutz vor dem “Bösen Blick ”. Beispielsweise vor dem Neid auf das Aussehen einer bestimmten Frau, wobei der Schleier dann ihre körperliche Schönheit verhüllen und so schützen sollte.

(__Auch diese, im Abergläubischen ihren Ursprung findende Begründung, ist offenbar ein unter Menschen weitverbreitetes Phänomen, für das es zahlreiche Beispiele gibt, d.h. das Schleiertragen aus diesem Grund ist lediglich eines davon.__)

Daß als Beleg fürs Schleiertragenmüssen von islamischer Seite  immer folgender Koranvers zitiert wird, hängt übrigens damit zusammen, daß es dafür im Koran ansonsten keine Belegstelle gibt

(__bei den Ahadith mag das zwar anders sein, aber die Echtheit vieler solcher “überlieferter Aussprüche” ist fragwürdig, wie kurz erläutert wird an dieser Stelle__)

: O Prophet, sprich zu deinen Gattinnen und deinen Töchtern und den Frauen der Gläubigen, daß sie sich in ihren Überwurf verhüllen. So werden sie eher erkannt und werden nicht verletzt. Und Allah ist verzeihend und barmherzig. (Sure 33, Vers 59)

Nun ist “Überwurf” die Übersetzung von “djilbāb”, dessen Bedeutung aber

_n i c h t_

gesichert ist. Hierbei

_k a n n_

es sich um ein Kleidungsstück handeln, das einem Mantel ähnlich ist und auch das Gesicht verhüllen

_k ö n n t e_.

Um aus dem Inhalt des zitierten Koranverses eine Vorschrift zum Schleiertragen abzuleiten, bedarf es eines

interpretatorischen Bedürfnisses”.

Das heißt eine solche

, von Menschen aufgestellte Vorschrift

ist letztlich

Ausdruck patriarchalisch-ideologischen Dogmas.

Ihre Befolgung ist folglich einem solchen,

von Menschen aufgestellten

Dogma “wohlgefällig”,

_n i c h t_

aber irgendeiner von einem Gott geforderten Vorschrift.

Wieso sollte so etwas notwendig sein für einen Gott,
also für eine von Menschen vorgestellte spirituelle Größe,
der erst von ihnen alle möglichen Attribute zugesprochen werden?

(__Aus welchen Gründen ihr auch immer solche Eigenschaften zugesprochen worden sein mögen. — Übrigens wird im Themen-Komplex des oben angedeuteten Buch-Projektes diesen Gründen nachgegangen.__)


Die Forderung, einen Schleier als Ausdruck der Zugehörigkeit zum Islam in der Schule tragen zu können, entbehrt demnach der Grundlage und gibt einerseits nur Kunde von der mangelhaften Kenntnis der religionsgeschichtlichen Zusammenhänge und der interessengeleiteten Entwicklung

_a u c h   d i e s e r_

Glaubensvorstellung

(__wie,

_s o   m a n   d a s   w i l l_

, sie in den als Evangelien des Neuen Testaments bezeichneten Propagandaschriften der Paulinischen Jesus-Bewegung exemplarisch auszumachen ist, und die aus diesem Grund in den Fokus genommen werden müssen im oben erwähnten Buch-Projekt__)

, und andererseits

_b e h i n d e r t_

das Nachgeben dieser Forderung eine fortschrittliche Entwicklung der islamischen Glaubensvorstellung.


Diese mangelhafte Kenntnis wird ihre Begründung auch darin finden, daß Muslime und Musliminnen

(__Es sei hier am Rande erwähnt, daß es im englischsprachigen Raum in der Tat „Muslim” heißt, was sich gesprochen mitunter wie „Moslem” anhören mag. Dies ändert aber nichts daran, daß es im Deutschen richtig gesprochen „Muslim”,Muslima oderMuslimin zu heißen hat.__)

den Koran nur auf arabisch lesen dürfen, das sie allerdings meist gar nicht verstehen und deshalb auf die Aussagen von Koranlehrern angewiesen sind, die oft selbst charakterlich ausgeprägt patriarchalisch strukturiert sind, was ihrer Auslegung des Korans entsprechenden Ausdruck gibt

nämlich einen zweifelhaften!

“S e l b s t v e r s t ä n d l i c h

ist das

_l e i d e r_

auch christliche Tradition, und damit meine ich keineswegs nur die sogenannte “Biblia pauperum”, die den (meist!) ungebildet gehaltenen Menschen im sogenannten Mittelalter das kanonische Evangelium

_e r k l ä r t e_

(__bzw. eben nicht erklärte, also seine nachweisbare
Fragwürdig- und Widersprüchlichkeit

_n i c h t_

aufdeckte, sondern die Vertreter dieses Evangeliums, die ihm zugehörenden Propagandaschriften der Paulinischen Jesus-Bewegung,

ihrer Dogmatik entsprechend

, “aufbereiteten für ihre Schafe__)

vornehmlich in Bildern “erklärte”, denn wer nicht lesen kann braucht welche, aber auch die lassen sich „schön“ interpretieren.

Und so versteht es sich

_l e i d e r_

von selbst, daß auch heute viele „spirituelle“ und weltliche Medien gemäß solchen methodischen Vorgaben manipulieren, was mit allem möglichen zu tun hat, nur nichts damit, in

f r e i e r   i n d i v i d u e l l e r   E n t f a l t u n g

_i n_

der Gemeinschaft

g l e i c h b e r e c h t i g t e r 

und

g l e i c h w ü r d i g e r

Menschen zum

_p e r s ö n l i c h e n_

spirituellen Heil zu kommen.

(__Das erst noch zu interpretieren wäre:

_D e n n_   was ist der Mensch?__)

Dazu aber bedarf es vor allem einer für alle verbindlichen ethischen Norm, die

_u n a b h ä n g i g_

ist von irgendeiner Religionszugehörigkeit, sowie einer für alle

v e r b i n d l i c h e n

Rechtsprechung

(__aus der sich erst eine für alle verbindliche Rechtsicherheit ergibt__)

, die sich an den Verhältnissen in

_d i e s e r_

Welt orientiert, denn in dieser leben wir und nur von dieser Welt können wir

_G e s i c h e r t e s_

aussagen.

(__Eine Welt, die wir sogar frei gestalten können — so wir keine Naturgesetze verletzten, wozu selbstverständlich gehört der Respekt vor den diesen Planeten mit_bewohnenden Wesen.__)

— Alles andere ist Ideologie und Manipulation im Dienste welcher

(letztlich weltlicher)

Interessen auch immer.


Das heißt die Wertung des

_V e r h a l t e n s_

eines Menschen, sollte lediglich dann von dies_seitigen Vertretern des Menschengeschlechts erfolgen, wenn es sich gegen das dies_seitige Wohl anderer Menschen richtet. Und weder die Wertung eines gezeigten

_V e r h a l t e n s_

noch dessen Begründung, sollten

_überhaupt   n i e m a l s_

vor dem Hintergrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Glaubensgruppe erfolgen, sondern stets

für sich “sprechen.

Das heißt genau für

_d e n_ 

Menschen, der sich

v e r h ä l t”.

© Joachim Endemann