Die Meinungsbildung ist grundsätzlich Gefahren ausgesetzt

Der folgende Text stammt in seiner Originalfassung vom 27. Juli 2016.

Das Video wurde am 15. Dezember 2016 erstellt. Sein Thema ist das Problem eigener Meinungsbildung. Das Video dokumentiert das beispielhaft an der Fragwürdigkeit allgemein anerkannter Gewißheiten aus weit zurückliegender Vergangenheit, die bis heute nachwirken.



In seinem Artikel zu einer Ausstellung, die vom 24. Juni 2016 bis zum 15. Januar 2017 im Eisenacher Bachhaus zu sehen und deren aufklärendes Thema: „Luther, Bach und die Juden[__Anmerkung vom 9. Dezember 2019:  Link ist leider nicht mehr aktiv__] ist, bemerkt der Autor Michael Jaeger, daß es nicht anginge

Die Quelle zu verändern, geht zwar nicht an, aber man könnte es sich als kommentierte Ausgabe vorstellen.

. . .: Was?

Nun, das Johannesevangelium ist in diesem Zusammenhang gemeint. Und zwar deshalb gemeint, da Luthers Choräle aus diesem Evangelium ihren Inhalt ziehen, die von Bach dann in seiner Johannespassion lebendig werden. Während die antisemitischen Schriften Luthers erst wieder durch diese Ausstellung ins öffentliche Bewußtsein treten, sind die Lutherschen Choräle seit ihrer ersten Aufführung Karfreitag 1724 in der Leipziger Nikolai-Kirche relativ präsent geblieben.

Die Ausstellung scheint Luther angemessen darzustellen, d.h. schonungslos. Was dem Autor offenbar etwas unbehaglich ist, wenn er schreibt:

mußte das denn sein?

(_Vgl. dazu die Wochenzeitung Der Freitag in der 27. Print-Ausgabe des Jahres 2016, dort auf der Seite 15: Hass als Passion — Das Eisenacher Bachhaus zeigt, wie der Komponist die Begleitmusik für Martin Luthers antijüdische Hetze lieferte. Dieser Artikel wurde am 20. Juni 2016 online gestellt._)

Der Autor läßt seinen Artikel mit dem Satz enden:

Und auch Jesus war kein Stiller im Lande:
Er hat die Händler aus dem Tempel getrieben.

Damit setzt er Jesum mit dem Propheten Elias in Beziehung.

*  *  *

Es ist aus meiner Sicht gewohnheitsmäßig so,
daß stets genau jenes anerkannt wird, das wegen
eines nicht abzuweisenden Eindrucks

(__für den Augenblick__)

nicht abgeleugnet werden kann. Beispielsweise nicht nur die Fragwürdigkeit von pauschaler Schuldzuweisung, sondern auch die Fragwürdigkeit der behandelten Passagen eines als heilig geltenden und als Quelle für solche Pauschalierungen dienenden Textes. — Anstatt aber nun weiterzugehen, wird statt dessen anderes, und genauso Fragwürdiges, weiterhin als richtig geltend verwendet, obwohl doch eher die Frage zu stellen wäre, ob denn an solchen als „heilig“ geltenden Texten überhaupt etwas „heilig“ sein kann. Insbesondere in Anbetracht der Tatsache, daß es Text-Passagen monotheistischer Religionen — also nicht allein der christlichen — sind, die es Machteliten erlaubt haben — und erlauben —, ihre Interessen auf dem Rücken der Masse der Menschen blutig durchzusetzen.

So kann an dem bisher Erläuterten auch deutlich werden, welchen Gefahren die Meinungsbildung ausgesetzt ist, fühlt sich die Elite eines Landes nicht dazu aufgerufen, den normalen Menschen beizeiten reinen Wein einzuschenken, obwohl sie das ohne weiteres könnte, sind die Fakten (__selbst jene mit hohem Alter__) doch so unbekannt nicht. Also muß es andere Gründe dafür geben, daß die Vertreter der Elite, dieser legitimen Forderung nicht gerecht wird.

Das heißt Luther, Bach und all die anderen Großen der Vergangenheit, sind das eine, das andere ist die Elite von Heute, die es weit besser wissen könnte — wäre sie nicht so eingebunden ins Machtgeschehen.

A n d e r e r s e i t s,

verstünden ihre Vertreter ihre Aufgabe richtig, also die Masse der Menschen über gesellschaftliche — in diesem Fall über geschichtliche bzw. religionsgeschichtliche — bis in unsere Zeit hineinwirkende Zusammenhänge aufzuklären, ließe sie sehr schnell nicht mehr die „Satelliten“ der Machtelite eines Nationalstaates sein, da sie dann von solchen Dingen berichteten, die die Machtverhältnisse in Frage stellen müßten. — Denn es ist nun einmal so, daß jede Machtelite

_p r i m ä r_

im eigenen Interesse unterwegs ist, und zu

_d e r e n_

Bedienung sind nun einmal

_d e r e n_

Satelliten — gewohnheitsmäßig als Elite bezeichnet — da. Und so ist es nicht verwunderlich, wie wenig, wenn wir schon beim Thema sind, von als Religionsstiftungen bezeichneten, tatsächlich aber interessengeleiteten Prozessen ins Bewußtsein der normalen Menschen gedrungen ist. — Denn wie sollte das ein Wunder sein, bedenkt man, daß jene Leute, deren vornehme Aufgabe es wäre, genau diese Menschen zu unterrichten, entweder zu denkfaul sind oder — wahrscheinlicherweise — aus Gründen des eigenen Karriere-Plans lediglich jenes wahrnehmen, zumindest lediglich jenes berichten wollen, was ihnen — als „Elite“ — selbst nützlich ist.

Die Quelle zu verändern, geht zwar nicht an, aber man könnte es sich als kommentierte Ausgabe vorstellen,

stellt der Autor also fest . . . Ob in Sätzen wie diesem zitierten sich Aufgeklärtsein spiegeln soll?

An welchen Quellen nichts ändern? […]



Das Manuskript des Videos bildete die Grundlage für die Abfassung einer der Lesungen, die sich in Band III der Tri_logischen Sezierung des lobbykratischen Zeitalters finden. Dieser Band setzt sich aus zwei Teilbänden zusammen, die die Bände 6.1+2 der Edition !_scheuklappenfrei_! bilden und die im Januar 2018 erschienen sind. Diese Abfassung findet sich als Lesung 4 in Band 6.1.

Der ganze Themen-Komplex dieses Videos …: das heißt weniger den Text des Manuskriptes und die assoziativ hinzugefügten Aussagen betreffend …: hat Eingang in Band 8 der Edition !_scheuklappenfrei_!_ gefunden.



© Joachim Endemann